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Nach den Nazis Otto Eger und Friedrich Feld hat die Stadt eine weitere Leiche im Keller: Hermann Schlosser, dem 1965 sogar die Ehrenbürgerschaft verliehen worden war. Die solle ihm aberkannt werden, beantragte Michael Beltz für die Linksfraktion mit der Begründung:
„Schlosser war während des Faschismus Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Gold- und Silber-Scheideanstalt, Degussa, die sich millionenfach bereicherte, indem sie geraubten Schmuck und Zahngold aus den KZ´s der Nazis aufkaufte und einschmolz. Gleichzeitig produzierte die Degussa-Tochter Degesch das Zyklon B für die Gaskammern der Vernichtungslager. Allein in den Jahren 1942/43 wurden 20 Tonnen nach Auschwitz geliefert. Schlosser war „Wehrwirtschaftsführer“ der Nazis, Produktionsbeauftragter für die chemische Industrie des Reichsministeriums für Rüstung und Kriegsproduktion und stand auf der Kriegsverbrecherliste der USA.“
Eigentlich sind diese Fakten bekannt; eigentlich hätte die Stadt längst von sich aus hier tätig werden müssen. Aber nein, der Antrag wurde im Ausschuss einstimmig (die kleinen Fraktionen sind nicht stimmberechtigt) abgelehnt. Stattdessen soll – wie so oft – erst mal ausgiebig „geprüft“ werden und das kann dauern. Statt den Tatsachen ins Auge zu sehen, wurde ins Blaue gemutmaßt: ob man das damals schon habe wissen können (ja man konnte). Man wusste genau, wer von Auschwitz profitierte. Dass er – wie viele Nazi-Verbrecher – nicht zur Verantwortung gezogen wurde, passt ins Bild: Globke, der die Rassengesetze formulierte, wurde Adenauers Kanzleramtsminister, und Blutrichter Filbinger blieb wie alle faschistischen Richter im Amt.
Automatismus auf Aberkennung der Ehrenbürgerschaft bei Tod gibt es nicht
Damit wird sich das Stadtparlament auseinandersetzen müssen. Die Hoffnung, die Ehrenbürgerschaft könne mit Schlossers Tod 1979 erloschen sein, wie sie K.P. Möller (CDU) zum Ausdruck brachte, ist vergebens, einen solchen Automatismus gibt es nicht.
Und wer auf Schlossers „Verdienste“ für die Stadt, seine großzügigen Spenden, verweisen oder ihn anderweitig reinwaschen will, der soll wissen, dass dieses Geld aus einem Vermögen stammt, an dem unsägliches Leid und Blut haftet.
Schlossers faschistische Überzeugungen sind nachzulesen
Schlosser ist 1933 in die NSDAP eingetreten, als überzeugter Nazi erklärte er im November 1939, nachdem Hitler den 2. Weltkrieg entfesselt hatte, vor seiner Belegschaft:
„Wir stehen in einem schweren Kampf, dessen Ernst man sich gar nicht ernst genug vorstellen kann. (…) In einem solchen Kampf gibt es keine Halbheiten. Ich möchte keinen Zweifel darüber aufkommen lassen und erkläre Ihnen hiermit, dass ich bedingungslos hinter dem Führer stehe, was da kommen mag. (…) Und erwarte und verlange ich die gleiche Gefolgschaftstreue ohne Drehen und Deuteln für unsren Führer auch von Euch, damit die Scheideanstalt als geschlossenes Ganzes hinter dem Führer und damit hinter Deutschland steht und ihre Mission an ihrem Platz in diesem großen Ringen, so wie ihr das Schicksal es vorschreibt, erfüllt.“
Kann es da noch Zweifel geben?