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2012 haben staatlich beauftragte Epidemiologen und Virologen in einer umfangreichen Studie dargelegt, wie ein in Asien neu aufgetretenes Coronavirus eine weltweite Pandemie auslösen kann, wie Deutschland betroffen wäre und wie man sich darauf vorbereiten kann. Die Studie verschwand in den Schubladen der zuständigen Ministerien, nur in der Fachliteratur wurde ab und zu darauf verwiesen. Ende 2019 trat so ein Virus tatsächlich in der Volksrepublik China auf, die Regierung informierte die Weltöffentlichkeit ausführlich, veröffentlichte das entschlüsselte Genom und Möglichkeiten zum Nachweis. Hier und in fast allen Industrieländern wurde kaum darauf reagiert. Durch regen Reiseverkehr konnte sich das Virus weltweit verbreiten.

Die ersten Infektionen in Deutschland wurden von Gesundheitsminister Spahn verharmlost, irgendwelche Vorbereitungen wurden nicht getroffen. Als sich die Krankheitsfälle häuften, konnten die Marktkräfte richtig loslegen – wer Schutzmaterialien wie Kleidung und Masken auf Lager hatte, konnte sie mit 2000% Aufschlag verkaufen. Schnell wurde klar, dass bei ungebremstem Fortgang der Infektionsketten die in den letzten Jahrzehnten stark reduzierten Klinikkapazitäten nicht ausreichen werden. Deswegen wird mit drastischen Maßnahmen versucht, die Krankheitsfälle an die Kapazität anzupassen. Obwohl klar ist, dass sowohl der Markt, also das kapitalistische System, als auch die Regierung versagt haben, steigt die Zustimmung für die Regierungsparteien.

In China gab es auch drastische Maßnahmen, aber mit einem anderen Ziel – die Ausbreitung des Virus sollte nicht verlangsamt, sondern gestoppt werden. Deswegen wurden in der betroffenen Region um Wuhan möglichst viele Menschen getestet, um die Virusträger zu erkennen, es wurden alle Produktionsbetriebe geschlossen (in einer staatlich gelenkten Wirtschaft ist das möglich), es gab genug Schutzmaterial für alle und die Zahl der Klinikbetten wurde durch schnell errichtete Notkliniken an die Zahl der Kranken angepasst. Dadurch ist es dort gelungen, die Epidemie innerhalb von 3 Monaten zu stoppen und auf die Region um Wuhan (ca. 60 Mill. Einwohner) zu begrenzen.

In den westlichen Ländern kann von Begrenzung keine Rede sein. In den USA, dem Staat mit dem teuersten „Gesundheitssystem“ weltweit, wütet die Seuche am heftigsten. In Deutschland scheint sich die Lage zu stabilisieren, aber es gibt immer noch viele neue Infektionen. Leider erfährt man nicht, zu welchem Personenkreis die Angesteckten gehören – sind es die, die zu Hause bleiben und kaum noch soziale Kontakte haben, stecken sich die Menschen innerhalb ihrer Wohnungen an oder sind es überwiegend die, die noch zur Arbeit müssen und dort sowie in den öffentlichen Verkehrsmitteln kaum die empfohlenen Abstandsregeln einhalten können.

Was können wir aus dieser Krise lernen? Das nächste Virus kommt bestimmt. Wenn wir dann ein System und eine Regierung hätten, die nicht dem Profit verpflichtet sind, wären wir besser dran.

Gernot Linhart